"Die DEL ist für Bad Nauheim die angemessene Liga"
Warum Multimillionär Hans-Bernd Koal sich so ein teures Hobby wie den Eishockey-Zweitligisten aus Hessen leistet
Von Matthias Kittmann
Die Freizeitvergnügungen eines Multimillionärs stellt man sich irgendwie anders vor: Braun gebrannt auf einer Yacht am Mittelmeer, umgeben von Champagner, Hummer und schlanken Grazien. Monte Carlo natürlich, 28 Grad und nichts denken als: Es ist heiß heute.
Hans-Bernd Koal hat ein anderes Hobby. Er stellt sich bei null Grad frierend in ein zugiges Stadion, um sich über mittelmäßiges Zweitliga-Eishockey zu ärgern, und bezahlt dafür die wahrscheinlich teuerste Dauerkarte der Welt: 700 000 Euro pro Saison. Gar nicht gerechnet eine Bürgschaft über 350 000 Euro, die Koal beim Deutschen Eishockey-Bund hinterlegen musste. Das alles, um eine Mannschaft zu sehen, die mehr verliert, als sie gewinnt, bei der jedes Jäger-Schnitzel eines Spielers, das er später im Vip-Raum verputzt, zur Hälfte von ihm bezahlt wird. Um all diese Kuriositäten auf einen Nenner zu bringen: Hans-Bernd Koals Hobby heißt EC Bad Nauheim. Und dieser Standort, wie im Übrigen fast alle im Eishockey, ist bekanntlich ein Fass ohne Boden. So kann die Antwort auf die Frage: "Wie wird man Eishockey-Millionär ?" nur lauten: "Indem man vorher Multimillionär war."
Der gewichtige Geschäftsmann kann sogar darüber lachen: "Ich werde mir dieses Hobby noch eine ganze Weile leisten können." Muss er auch, denn er hat mit dem EC Bad Nauheim noch einiges vor. Er will die guten alten Zeiten wieder nach Bad Nauheim holen, Zeiten, in denen der Klub als VfL in der Ersten Bundesliga spielte, Zeiten, in denen Namen wie Rainer Philip, Ralph Pöpel oder Rainer Makatsch jeder Eishockey-Fan von den Alpen bis zur Ostsee kannte. "Durch was ist denn Bad Nauheim bekannt ?", fragt der 45-Jährige rhetorisch, "vielleicht als Kurstadt oder durch Elvis Presley, aber die meisten werden sagen: durch Eishockey."
Dass dies so bleibt, das ist seine Mission, koste es (fast), was es wolle. Schon jetzt bringt er die Hälfte des Bad Nauheimer Budgets von 1,3 Millionen Euro auf und steckt dazu noch 100 000 Euro in die Jugendabteilung. Für eine Mannschaft, die sich mitten im Abstiegskampf befindet, eine ganze Menge. Doch das ist nur der Anfang, erklärt Koal im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau: "Nächste Saison wollen wir noch mehr investieren", von wenigstens 1,6 Millionen Euro ist die Rede, "um die Play-off-Runde in der zweiten Liga zu erreichen", und dann soll der ganz große Sprung gemacht werden: "Ich will mit dem EC Bad Nauheim in die DEL. Notfalls kaufen wir die Lizenz."
Ein Satz, der Hans-Bernd Koal ohne mit der Wimper zu zucken über die Lippen geht. Und erst einmal so richtig in Fahrt gekommen, entwirft er auch in großzügigen Strichen die Zukunft des EC Bad Nauheim in der höchsten deutschen Klasse: "Die DEL ist für Bad Nauheim die angemessene Liga", sagt er, "da haben wir gegen Frankfurt, Kassel, Iserlohn, Mannheim und Düsseldorf schon mindestens fünf Derbys. In der zweiten Liga stehen wir dagegen allein auf weiter Flur. In der DEL sparen wir sogar noch Fahrtkosten." Und die Zuschauer würden dann auch wieder strömen, obwohl es zuletzt gegen Bremerhaven nur noch 1000 waren: "Bei den Derbys kriegen wir die Hütte mit 5000 voll." Dass das Colonel-Knight-Stadion nicht mehr so ganz mittlerem oder gar gehobenem Standard entspricht, stört ihn nicht: "Da muss sich eben auch ein bisschen die Stadt engagieren, schließlich sind wir der beste und größte Werbeträger."
So offen Hans-Bernd Koal auch seine große Eishockey-Vision entwirft - womit der einstige Basketballer sein Millionen-Vermögen erwirtschaftet hat, wissen nur die wenigsten. "Betreiber von Senioren- und Pflegeheimen" heißt es meist, aber kann man mit den gesetzlichen Pflegesätzen Millionen verdienen ? "Zumindest kann man damit etwas verdienen, schließlich bedienen wir das gehobene Segment", sagt er. Hat sich denn noch kein Senior beschwert, dass er, statt Hunderttausende in den EC zu stecken, lieber die Heimplätze billiger machen soll ? "Kein Einziger. Bei uns stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, und für unsere neue Residenz stehen schon 500 Leute auf der Warteliste."
Außerdem sind die Pflegeheime wirtschaftlich nur ein kleiner Teil der Aktivitäten des "Selfmademan" (Koal über Koal). Sein eigentliches Vermögen macht er mit Immobilien und Firmenbeteiligungen, unter anderem an einer Papierfabrik in Russland sowie Porzellan- und Textilfabriken in China. Und dazu als Hobby Eishockey in Bad Nauheim, nicht erst seit jetzt, "Sponsor bin ich schon seit 15 Jahren". Doch der Marketingeffekt dürfte gering sein, zumal Koal nur dezent für seine Unternehmungen wirbt. Also, was ist Hans-Bernd Koal beim EC Bad Nauheim dann ? "Das werden wird sehen", sagt er lachend, "Mäzen oder Trottel."

Gruß Flyer#88
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